Kap. 6.5

Strahlung

Für die Nicht-ionisierende Strahlung: Martin Röösli, Gabriele Berg-Beckhof
Für die Ionisierende Strahlung: Claudia Kuehni, Hubertus Fischer

Im elektromagnetischen Spektrum unterscheidet man je nach  Wellenlänge bzw. Frequenz zwischen nicht-ionisierender und ionisierender Strahlung. Ionisierende Strahlung ist in der Lage, Elektronen aus einem Atom oder Molekül herauszulösen. Den Begriff der ionisierenden Strahlung verbinden wir spontan meist mit den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki oder den nuklearen Unfällen von Tschernobyl und Fukushima. Für den größten Teil der durchschnittlichen Strahlenbelastung in Mitteleuropa ist jedoch das Edelgas Radon aus Gesteinen und dem Erdreich verantwortlich, das sich in der Atemluft von Wohnhäusern ansammeln kann. Die Folgen des Kontakts mit ionisierender Strahlung reichen von der akuten Strahlenkrankheit bis hin zu Veränderungen im Erbgut. Die Exposition gegenüber technisch erzeugter nicht-ionisierender Strahlung ist im heutigen Alltag unumgänglich. Wo Strom fließt, entstehen niederfrequente elektrische und magnetische Felder. Drahtlose Kommunikationsgeräte wie Mobil- oder Schnurlostelefone emittieren hochfrequente elektromagnetische Felder. Ultraviolette Strahlung befindet sich im elektromagnetischen Spektrum im Grenzbereich zwischen ionisierender und nicht-ionisierender Strahlung.

In diesem Abschnitt des Lehrbuchs werden zuerst die wichtigsten Begriffe aus diesen beiden Bereichen definiert. Anschließend werden die häufigsten Strahlungsquellen vorgestellt und die gesundheitlichen Auswirkungen der Strahlung erörtert. Zum Schluss wird diskutiert, welche präventiven Maßnahmen der Gesetzgeber zum Schutz vor nicht-ionisierender und ionisierender Strahlung getroffen hat.

Alte Schweizerische Lernziele: CPH 42-44

Profiles für das gesamte Kapitel 6:

GO 4.1, GO 4.2, GO 4.5, GO 5.2, GO 5.3

Auf dieser Seite finden Sie die in diesem Kapitel verwendeten Literaturquellen, Hinweise zu empfohlener Vertiefungsliteratur, ergänzende Abbildungen sowie weiterführende Internetquellen zum Thema.

Literaturquellen

  • Berg-Beckhoff G, Kowall B, Breckenkamp J. Radio frequency electromagnetic fields: Health effects. In: Nriagu JO, editor. Encyclopedia of Environmental Health. Vol. 4, Burlington: Elsevier. 2011:  721–727
  • Bundesamt für Gesundheit BAG, Abteilung Strahlenschutz (CH). Jahresberichte Umweltradioaktivität
  • Bundesamt für Strahlenschutz (D). Jahresberichte Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung
  • Cardis E, Krewski D, Boniol M et al. Estimates of the cancer burden in Europe from radioactive fallout from the Chernobyl accident. Int. J. Cancer 2006; 119: 1224-1235.
  • Eidgenössisches Departement des Innern (EDI), Bundesamt für Gesundheit (BAG), Direktionsbereich Verbraucherschutz. Jahresbericht 2019. Dosimetrie der beruflich strahlenexponierten Personen in der Schweiz; Jahresberiche Strahlenschutz und Dosimetrie
  • Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI. Strahlenschutzbericht 2019;
  • Frei P, Mohler E, Neubauer G et al. Temporal and spatial variability of personal exposure to radiofrequency electromagnetic fields. Environmental Research 2009; 109(6): 779-85
  • ICRP, 2007. The 2007 Recommendations of the International Commission on Radiological Protection. ICRP Publication 103. Ann. ICRP 37 (2-4);
  • Kheifets L, Afifi AA, Shimkhada R. Public health impact of extremely low-frequency electromagnetic fields. Environmental Health Perspective 2006; 114(10): 1532-7
  • Kheifets L, Ahlbom A, Crespi CM et al. Pooled analysis of recent studies on magnetic fields and childhood leukaemia. British Journal of Cancer 2010; 103(7): 1128-35
  • International agency for research on cancer (IARC). Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans. Vol. 80: Non-Ionizing Radiation, Part 1: Static and extremely low-frequency (ELF) electric and magnetic fields,  2002
  • ICNIRP. ICNIRP Guidelines. For limiting exposure to time-varying electric and magnetic fields (1 Hz – 100 kHz). Health Phys 2010; 99(6): 818-36
  • International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection (ICNIRP). Guidelines for limiting exposure to time-varying electric, magnetic, and electromagnetic fields (up to 300 GHz). Health Physics 1998; 74(4): 494-522 INTERPHONE Study Group. Brain tumour risk in relation to mobile telephone use: results of the INTERPHONE international case-control study. International Journal of Epidemiology 2010; 39(3): 675-94
  • Regel SJ, Achermann P. Cognitive performance measures in bioelectromagnetic research – critical evaluation and recommendations. Environmental Health 2011; 10(1): 10
  • Röösli M, Frei P, Mohler E, Hug K. Systematic review on the health effects of exposure to radiofrequency electromagnetic fields from mobile phone base stations. Bulletin of the World Health Organization 2010; 88(12):887-896
  • Strahlenschutzkommission. Jahresbericht 2019 der Strahlenschutzkommission
  • United States Environmental Protection Agency (EPA). Radiation Protection. Radiation Sources and Doses

Empfohlene Vertiefungsliteratur

s. Literaturquellen

 

Zusätzliche Abbildungen

Web-Abb. Die Folgen von Fukushima. Die Abbildung vergleicht die Größe der Gebiete, die infolge der Katastrophen von Tschernobyl (1986) und Fukushima (2011) durch radioaktiven Fallout belastet wurden.

Quelle: http://blogs.nature.com/news/2011/09/directly_comparing_fukushima_t.html.
Reprinted by permission from Macmillan Publishers Ltd: nature.com. newsblog. Directly comparing Fukushima to Chernobyl – September 07, 2011

 

Web-Abb. Auswirkungen der verschiedenen Anteile der Sonnenstrahlung auf die menschliche Haut. Nur etwa 10% der von der Sonne ausgesandten sichtbaren und unsichtbaren Strahlung gehören zur UV-Strahlung (=  kurzwellige Anteil des Lichtes zwischen 200 und 400 Nanometern Wellenlänge). UV-Strahlung regt einerseits die Bildung von Vitamin D in der Haut an. Andererseits kann es v.a. durch UVB-Strahlung zu einem Sonnenbrand kommen. Sonnenallergien und andere Lichtüberempfindlichkeitsreaktionen gehen wahrscheinlich v.a. auf UVA-Strahlung zurück. Ebenso wie die geschilderten Kurzzeit-Wirkungen hängen auch die Langzeitwirkungen der UV-Strahlung in erster Linie von der Dosis und dem Wellenlängenbereich der Strahlung sowie von der persönlichen Empfindlichkeit ab. Langfristige Wirkungen sind z.B. eine frühzeitige Hautalterung, die Entstehung von Hauttumoren und Augenkrankheiten, aber auch eine Schwächung des Immunsystems.

Quelle: Mit Erlaubnis der Beiersdorf AG; http://www2.eucerin.com/de/ueber-die-haut/alles-ueber-die-haut/sonnenlicht-und-sonnenschutz/spektrum-der-sonnenstrahlen/ (Zugriff: 2011, derzeit nicht mehr online)

 

Zusätzliche Boxen


Web-Box.

Bürgerinitiativen fordern »Der Mast muss weg.«
Mobilfunkanlagen – eine Gefahr für die Gesundheit?

 Es gibt immer wieder Klagen von Menschen, die ihre gesundheitlichen Beschwerden elektromagnetischen Feldern zuschreiben, wie sie z.B. von Mobilfunksendeanlagen ausgehen. Dabei handelt es sich meist um unspezifische Symptome wie Schlafstörungen oder Kopfschmerzen. Dieses Phänomen wird als elektromagnetische Hypersensibilität oder idiopathische Umweltintoleranz bezeichnet. Für diese Selbstdiagnose gibt es allerdings keine objektivierbaren Parameter. Eine Vielzahl experimenteller Studien konnte zeigen, dass EMF-Strahlung unterhalb der festgelegten Grenzwerte zumindest kurzfristig keine derartigen Beschwerden auslöst. Auch längerfristige Effekte konnten bisher nicht nachgewiesen werden. Diesbezüglich ist die Datenlage aber immer noch dürftig. In der Praxis hat es sich bewährt, die Krankheitstheorie des Patienten durchaus ernst zu nehmen, jedoch vor allem nach umsetzbaren Lösungen zu suchen, um die Beschwerden zu verringern.

Quelle der Abbildung: selbst ist der Mann

 

Internetquellen zum Thema

(All accessed 2 November 2023)