Vor- und Geleitworte

A. Vorwort zur 4. Auflage:

Matthias Egger, Oliver Razum und Anita Rieder, HerausgeberInnen

Seit der ersten Auflage im Jahr 2012 hat sich Public Health kompakt als Einführungstext für Studentinnen und Studenten der Medizin, der Pflegeberufe und anderer Gesundheitsberufe etabliert. Dies belegen die vielen positiven Rezensionen in den sozialen Medien und der Fachpresse: „Ideal zur Begleitung der Vorlesungen und zur Prüfungsvorbereitung“, „Die Texte sind kurz, prägnant und leicht verständlich“, „Die Publikation bietet umfangreiches und sehr gut aufbereitetes Wissen …“ oder „Ich hätte mir dieses Buch in meiner Studienzeit gewünscht“.

 

Abb.: Anzahl der täglich bestätigten COVID-19-Fälle pro 1 Mio. Menschen. Dargestellt ist der gleitende 7-Tage-Durchschnitt. Quelle: Our World in Data.
https://doi.org/10.1515/9783110673708-204

 

Gut motiviert durch diese Kommentare haben wir die 4. Auflage in Angriff genommen. Unser Ziel war es, einige Lücken zu schließen sowie die Statistiken und Inhalte auf den neuesten Stand zu bringen. Die SARS-CoV-2-Pandemie, die zurzeit in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland in die zweite Welle geht, hat hierbei zu einigen Verzögerungen geführt. Die Pandemie wird in Kap. 9.3.3 und in Kap. 10.3 behandelt, mehrere Kapitel weisen zudem auf spezifische Aspekte der Pandemie hin. In der 5. Auflage von Public Health kompakt werden wir später Bilanz ziehen. Aktuell sehen die Zahlen – insbesondere für die Schweiz – nicht gut aus. Wie die Abbildung zeigt, gelang es Deutschland bisher am besten, die Anzahl der Neuinfektionen relativ niedrig zu halten.

Die weiteren Änderungen in der 4. Auflage im Überblick: Das Methodenkapitel wurde um die Themen Multimethoden-Studien (Mixed-Methods Studies), Routinedaten und Langzeitstudien ergänzt (Kap. 2.4). Der Text über das deutsche Gesundheitssystem (Kap. 3.2.3) wurde von Beate Land neu geschrieben. In Kap. 5 wurden mehrere Tabellen zu gesundheitlichen Risikofaktoren und präventiven Maßnahmen in verschiedenen Altersstufen ergänzt. Kap. 6.1 (Klima) geht verstärkt auf die klimatischen, ökologischen und gesundheitlichen Folgen der Klimaerwärmung und Kap. 6.3 auf das One-Health-Konzept ein. Kap. 8.2 (Adipositas und Diabetes mellitus) wurde von Anita Rieder, Maria Wakolbinger und Alexandra Kautzky-Willler neu verfasst. In Kap. 9 wurde ein Abschnitt über Maßnahmen zur Erhöhung der Impfraten ergänzt.

Wir danken allen Autorinnen und Autoren für die vielen Aktualisierungen und Verbesserungen. Unser Dank gilt auch Frau lic. rer. pol. Annette Jamieson für die sorgfältige Durchsicht des Abschnitts über das Schweizer Gesundheitssystem (Kap. 3.2.1) und Herrn Philipp Steinmann für die Kommentare zum Kapitel über die ionisierende Strahlung (Kap. 6.5.2). Weiter sind wir dankbar für die Verbesserungsvorschläge, die uns aus der Leserschaft erreicht haben und freuen uns auf zukünftige Kommentare. Lotte Habermann-Horstmeier hat auch diese 4. Auflage äußerst kompetent koordiniert und alle Texte mit der ihr eigenen Liebe zum Detail redigiert. Herzlichen Dank, Lotte!

Auch dieses Mal möchten wir auf die zum Lehrbuch gehörende Webseite (www.public-health-kompakt.de) hinweisen, wo sich eine Fülle von Angaben zu den verwendeten Quellen, zu weiterführender Literatur, Links zu relevanten Webseiten und zusätzliche Unterlagen befinden. Wir laden Sie herzlich ein, über diese Webseite Ihre Kritik und Anregungen zur 4. Auflage zu äußern. Das Buch hat in den letzten Jahren einige Seiten dazugewonnen, und es würde uns besonders interessieren, wo die nächste Auflage etwas gekürzt werden könnte. Public Health kompakt soll kompakt bleiben!

Matthias Egger, Oliver Razum, Anita Rieder
Oktober 2020

 

B. Geleitwort zur 4. Auflage:

ao. Univ.-Prof. Dr. Herwig Ostermann, Geschäftsführer Gesundheit Österreich GmbH, Wien

Über weite Strecken wird im Medizinstudium ein individualmedizinischer Blick auf Gesundheitsrisiken und -probleme eingenommen. Public Health erweitert dieses Blickfeld um populationsbezogene Sichtweisen und gesellschaftliche Einflussfaktoren. Dieses Feld entwickelt sich stetig, zuletzt sind Globalisierung und Klimawandel, soziale Ungleichheit, die demografisch bedingten Änderungen im Krankheitsspektrum zunehmend in den Fokus dieser multidisziplinären Wissenschaft gerückt. In der Theorie analysiert Public Health epidemiologisch fassbare Risikostrukturen, Verursachungszusammenhänge und Bewältigungsstrategien. In der (politischen) Praxis sollten diese Erkenntnisse in allen gesundheitsrelevanten Handlungsfeldern Berücksichtigung finden. Kaum jemand, der im Gesundheitswesen tätig ist, kann sich dieser Dimension entziehen. Gerade in Zeiten einer Pandemie haben wir zuletzt gesehen, dass ein breiter und umfassender Blick auf das Geschehen notwendig ist. Neben der Rettung einzelner Menschenleben geht es auch um Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung der Erkrankung und zum Schutz des Lebens von Vielen. Dabei rücken zwangsläufig auch Fragen der Angemessenheit von Maßnahmen sowie ihrer Folgen für die Gesellschaft in den Fokus. Es gilt, Kollateralschäden wie weitere Verschärfungen der sozialen und gesundheitlichen Ungleichheit sowie physische und psychische Langfristschäden zu verhindern. Public Health übernimmt hier eine wichtige Sichtweise und Aufgabe. Dazu braucht es neben der Medizin eine Vielzahl von Disziplinen und Methoden – u. a. Epidemiologie, Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem- und Versorgungsforschung, Prävention und Gesundheitsförderung, Soziologie, Psychologie, Gesundheitskommunikation sowie Ethik.
Das Lehrbuch Public Health kompakt, nun in der 4. Auflage erschienen, gibt einen ausgezeichneten Überblick über die Konzepte und Handlungsfelder von Public Health und einen spannenden Einstieg in die Welt der Bevölkerungsgesundheit.

 

C. Geleitwort zur 3. Auflage:

Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Berlin

„Public Health kompakt

Public Health, verstanden als die öffentliche Sorge um die Gesundheit aller, ist ein sehr dynamisches Gebiet. Allein die Frage, welche Akteure welchen Beitrag zu wessen Gesundheit leisten können oder auch sollen, ist aktuell in Deutschland heiß diskutiert. Das spiegelt sich auch in der Weiterentwicklung dieses Buches von der ersten über die zweite bis hin zur aktuell vorgelegten dritten Ausgabe wider. Nicht nur, dass die große Nachfrage erfreulicherweise eine Neuauflage erforderlich gemacht hat, auch die Rahmenbedingungen für Public Health unterliegen einem stetigen Wandel.

So werden neuere Konzepte von Public Health in dieses Buch aufgenommen und diskutiert. Die zunehmende Globalisierung von Gesundheitsrisiken bedingt, dass auch Public Health global gedacht und zu „Global Health” wird. Der zusätzliche, neue Aspekt, dass mit den großen Zuwanderungsströmen nach Europa in den letzten Jahren diese Globalisierung sozusagen vor der Haustür stattfindet, findet seinen Niederschlag. Die Themen Migration und Flucht, die Sorge um die Gesundheit Geflüchteter und erforderliche Maßnahmen sind neue Themen dieser Ausgabe. Im Zuge des demographischen Wandels und der Alterung der Gesellschaft gewinnt die Gesundheit bzw. die Gesunderhaltung im Lebensverlauf zentrale Bedeutung. Folgerichtig gibt es neu in dieser Ausgabe das Kapitel „Gesundheit im Verlauf des Lebens- Life Course Approach to Health”.

Das europäische Regionalbüro der WHO definiert 10 zentrale Handlungsfelder von Public Health, die folgende Aspekte umfassen: Die Surveillance von Gesundheit und Lebensqualität in der Bevölkerung, die Befähigung zu raschen Reaktionen bei Gesundheitsgefahren und Notlagen, den Gesundheitsschutz unter Einschluss von Umwelt, Arbeitsleben und Lebensmittelsicherheit, die Gesundheitsförderung unter Berücksichtigung sozialer Determinanten mit dem Ziel der Herstellung gesundheitlicher Chancengleichheit, Krankheitsprävention und -früherkennung, die Wahrnahme von Steuerungsfunktionen im Bereich Gesundheit, die Sicherstellung einer nachhaltigen Organisation und Finanzierung, eine (angewandte) Public-Health-Forschung, eine wissensbasierte Politikberatung und die Ausbildung von Public-Health-Akteuren in ausreichender Zahl und Kompetenz. Insbesondere zu Letzterem leistet dieses Buch einen hervorragenden Beitrag, indem das Basiswissen, sozusagen das Handwerkszeug von Public Health, aktuell vermittelt wird.

Für alle 10 zentralen Handlungsfelder von Public Health trifft dieses Buch Aussagen, gibt Informationen und Anleitungen zum Handeln. Und das umfasst weit mehr als rein medizinische Aspekte, was zur Folge hat, dass auch der Adressaten-und Leserkreis dieses Buches immer größer wird. Es sind schon lange nicht mehr nur Mediziner oder Medizinstudenten, denn Public Health ist multi- und interdisziplinär und braucht ein Netzwerk ganz vieler Akteure. In diesem Sinne freue ich mich über diese aktuelle dritte Auflage des „Public Health kompakt” und wünsche den Herausgebern, dass recht bald eine weitere, vierte folgen muss.

 

D. Geleitwort zur 2. Auflage:

Pascal Strupler, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), Bern

Was auch immer der Antrieb sein mag, Medizin zu studieren oder sich einem Gesundheitsberuf hinzuwenden – früher oder später wird sich Ihr Tätigkeitsfeld einengen – auf ein Spezialgebiet, auf eine Altersgruppe, auf ein einziges Organ, eine einzelne Krankheit. Selbst wenn Sie sich der Breite der Hausarztmedizin zuwenden sollten, wird immer ein größerer oder kleinerer Teil des Gesundheitswesens im toten Winkel Ihres Blickfeldes liegen.

Der Trend zu thematischer Fokussierung bringt gewiss große und notwendige Fortschritte auf jedem Gebiet, auch in der Medizin. Er ist aber eng verwoben mit den Gefahren jeder monothematischen Ausrichtung: Zusammenhänge werden leicht übersehen, kritische Fragen überhört, Ursachen am falschen Ort gesucht, wichtige Einflüsse unterschätzt.

Umso notwendiger ist – gerade beim Einstieg in die medizinische Berufsausbildung – eine Rundumsicht auf das, was Gesundheit ausmacht und Krankheit zu vermeiden vermag, auf die Versorgung der Gesamtbevölkerung mit gesundheitsfördernden oder -erhaltenden Diensten. Es ist das große Verdienst dieses Buches, einen strukturierten, stringenten und spannenden Einblick in die Welt der öffentlichen Gesundheitsbelange zu vermitteln und zur Vertiefung breiterer Kenntnisse anzuregen.

Public Health steht für Gesundheitsbestreben im weiteren, gesellschaftlichen, gesellschaftspolitischen Sinn. Sie steht auch für die Erkenntnis in die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure im Interesse der öffentlichen Gesundheit. Damit richtet sich das Buch selbstverständlich nicht nur an das klassische Gesundheitspersonal. Public Health ist – hoffentlich – auch der Anspruch der Gesundheitspolitik auf optimale Berücksichtigung der Gesundheit in allen Bereichen der Politik. Insofern ist die Lektüre auch für all jene empfehlenswert, die sich mit dem Blick aufs Ganze im gesundheitspolitischen Umfeld bewegen, oder dort etwas bewegen wollen.

E. Geleitwort zur 1. Auflage:

Prof. Dr. Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts, Berlin

Wenn Sie Medizin studieren, wird die klinische Tätigkeit eine besonders große Faszination auf Sie ausüben. Kurative Medizin allein reicht aber nicht aus, um die Bevölkerung gesund zu erhalten. Public Health ist von ebenso großer Bedeutung, auch wenn ihre Rolle häufig unterschätzt wird.

Public Health wird zu Recht mit den großen gesundheitlichen Fortschritten durch verbesserte Hygiene in Verbindung gebracht. Der Schutz vor Infektionskrankheiten ist in der Tat ein wichtiges Element von Public Health, aber nur eines unter vielen. Dieser Bereich ist keineswegs auf Impfungen beschränkt, sondern außerordentlich vielfältig: Er umfasst das Gesundheitsmonitoring, also das Gewinnen und Analysieren von Daten, die Untersuchung und Kontrolle von Krankheitsausbrüchen und die Vorbeugung von Krankheiten. Gerade bei der HIV-Prävention ist Public Health in Deutschland und in der Schweiz sehr erfolgreich. Große Erfolge hat Public Health aber auch in anderen Bereichen wie etwa dem Nichtraucherschutz erzielt. Zu den Herausforderungen, denen sich Public Health zunehmend auch in Deutschland und der Schweiz stellen muss, gehören die sozialen Determinanten von Gesundheit.

Public Health bedeutet immer Teamwork und Zusammenarbeit von unterschiedlichen Instanzen. Das liegt am breiten Spektrum der Aufgaben, die zu bewältigen sind. Sie reichen von der Forschung zu Gesundheitsrisiken bis hin zur Implementierung von Maßnahmen, die die Gesundheit schützen sollen. Dabei spielt das Robert Koch-Institut [1] eine wichtige Rolle. Es ist das Institut für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland. Daher wünsche ich den Leserinnen und Lesern von »Public Health – Sozial- und Präventivmedizin kompakt«, dass sie nicht nur Individualmedizin betreiben, sondern auch dazu beitragen, die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.


[1] Institutsbroschüre: Gesundheit schützen, Risiken erforschen. Darstellung der wesentlichen Aufgaben des Robert Koch-Instituts. Berlin 2011; http://www.rki.de/cln_109/nn_205760/DE/Content/Institut/OrgEinheiten/Institutsbroschuere.html